das FättMännken

Unser Wahrzeichen: Das Fättmännken. Jedes Sektionsmitglied muss eine Silberplakette mit seinem Namen in einer feierlichen Zeremonie auf das Fättmännken nageln. Josef Fittkau hat in der Kivelingszeitung von 1978 (Seite 31ff) das Fättmännken näher vorgestellt.

Verblüffend, wie die verschiedenen Bedeutungen (s.u.), sind die Deutungsmöglichkeiten des Sektionssymbols.

Worum handelt es sich? Die Sektion Faettmännkes Nohdriewer [alte Schreibweise für "Fättmännkes Noahdriever", Anmerkung] verfügt über eine Symbolfigur, das sogenannte Fettmännken [heute "Fättmännken", Anmerkung]. Es ist eine zweiteilige Figur, die aus Eichenholz geschlagen ist. Der obere Teil stellt eine männliche Person dar, die auf einem Faß sitzt. Das Faß ruht auf dem Sockel und erinnert an Faß und Faß-Lager wie man sie in Weinkellern antrifft.

Die Arme der Figur strecken sich vom Körper weg. Die Hände liegen in Griffhaltung übereinander und umklammern dabei eine eiserne Hellebarde, die als Standarte genutzt wird. Den dazugehörigen Wimpel trägt eine Querstange, die unter Spitze und Halbmond der Hellebarde ansetzt.

Den Wimpel zieren auf der einen Seite das gestickte Wappen der Stadt Lingen, unter dem die Wörter "Heimatland", "Kivelinge" und die Jahreszahl 1372 zu lesen sind. Auf der anderen Seite finden sich die ebenfalls gestickten Wörter "Sektion Faettmännkes Nohdriewer" und die Jahreszahl 1947.

Den Wert des Wimpels bestimmen einerseits seine Einmaligkeit, andererseits der Zeitbezug, der sich aus den Stickereien ergibt. Ein Jahr bevor dem Bürgersöhne Aufzug zu Lingen "Die Kivelinge", vertreten durch Karl Berning und H. Driemann (?), von der Besatzungsbehörde das Recht auf die Feier des traditionellen Kivelingsfestes zugestanden wird, haben Kivelinge selbstverständlich mit der Weiterführung ihrer Tradition begonnen.

Das Stadtwappen Lingens, die Wörter "Heimatland", "Kivelinge", "Sektion Faettmännkes Nohdriewer", die Jahreszahlen 1372 und 1947 geben beredt Auskunft über die Stärke der Tradition, für den Geltungsbereich, Lingen, Bild und Wort auf der Standarte Zusammenhörigkeit symbolisieren.

Kennzeichnend für die Figur sind ihre Proportionen. Der Rumpf, die Arme und die Beine sind kurz und sehr kräftig. Eine Pluderhose sitzt eng an Oberschenkel mächtigen Umfangs. Die Hose schließt mit dem Knie ab und läßt weniger starke Unterschenkel frei. Die Füße stecken in absatzlosen Schuhen, die den Spann bedecken, zum Knöchel und zur Ferse hin aber offen bleiben und wie Pantoffel aussehen.

Als Bekleidung des Oberkörpers verlieh der Künstler unserer Figur ein einteiliges, pulloverartiges Kleidungsstück. Besonderes Merkmal ist eine über die Schulter, die Schulterblätter und das Brustbein fallende Kröse.

Den Kopf der Figur bedeckt weder Kleidungsstück noch Haar. Der Künstler gab dem quadratischen Glatzkopf tiefliegende Augen in runden Höhlen. Eine dicke Nase, eine fast wulstige Unterlippe, eine breite Stirn miteinigen Falten und ein fleischiger Nacken gehören ebenso zu dieser fettleibigen Figur, deren schwer zu schätzenden Alter jenseits der 45 liegen dürfte: ein ideales Fettmännken! Es geht die Rede, die Figur sei nach einem Vorschlag geschaffen worden, den die Mitglieder der Sektion von 1947 einem Künstler unterbreiteten. Bernd Rosemeyer (Rheine), über 50 Jahre Kiveling und Sektionsmitglied, solle wie schon vor dem Krieg bei Kivelingsfestumzügen aufs Faß steigen und Modell sitzen.

 

Ob nun unsere Figur einen Landsknecht auf einem Faß abbilden oder an einen wohlbeleibten Nachfahren Till Eulenspiegels erinnern will, kann nicht entschieden werden. Mit einem Blick auf die Statur und das Schuhwerk ist man geneigt, in ihm eher einen "Pantoffel- als einen Kriegshelden" zu vermuten.

Die Tatsache aber, daß das Fettmännken auf einem Faß sitzt sowie die äußeren Merkmale ermöglichen auch, ein anderes Motiv in der Figur wiederzuerkennen.

Die vorliegende Gestaltung folgte dann einem alten Silen-Motiv, das in ähnlicher Form erstmals im 5./6. Jahrhundert vor Chr. In Vasenmalereien begegnet. Ein Silen, eine auch im äußeren dem Fettmännken ähnliche Figur aus dem Umfeld des Dionysos-Mythos, sitzt in zeitgenössischer Darstellung auf einem Weinbehältnis, einem Schlauch oder einer Amphore. Das Motiv, das in seiner Geschichte dann oftmals im "Bacchus auf dem Faß" wiederkehrt, lebt scheinbar im Fettmännken weiter. Wie entfernte Verwandte stünden "Bacchus auf dem Faß" und das Fettmännken nebeneinander."

Der Wimpel ist in 80er Jahren zunehmend gealtert. Sechs neue Sektionsmitglieder machten es sich zur Aufgabe, der Sektion als "Dankeschön" einen neuen zu schenken. Thomas Fielers, Johannes Kohne, Wolfgang Jaske, Andreas Tönjes, Hermann Kühlenborg sowie Achim Hollenkamp überreichten am 14.02.1986 den heutigen Wimpel.