Die Namensgebung


Unser heutiger Sektionsname lautet Fättmännkes Noahdriever. Nicht viele wissen, wie er wirklich geschrieben wird. Das kann man aber keinem verübeln, da er in den letzten 200 Jahren einer stetigen Entwicklung unterlag. Josef Fittkau hat sich unter anderem mit dieser in der Kivelingszeitung von 1978 (Seite 31ff) auseinandergesetzt.

Fettmännken, Fätmännkes und Nohdriewer

Eine Sektion des "Bürgersöhne-Aufzug zu Lingen e.V. - die Kivelinge" hat den Namen "Faettmännkes Nohdriewer" [heute "Fättmännkes Noahdriever", Anmerkung]. Die Sektion Faettmännkes Nohdriewer [...] wählte sich im Jahr 1972 diesen Namen und führte so eine Tradition des Vereins weiter.

Meistens verkürzt man leider den Namen zu Faettmännkes oder Fätmännken und gebraucht das zweite Wort des Namens nicht. Wenn der Name in der Schrift auftaucht, sind unterschiedliche Schreibarten anzutreffen. In der Festzeitschrift zu den verschiedenen Kivelingsfesten begegnen die Formen Fettmännchen, Vettmänncken, Fättmännken und Fätmännkes. Auf der Standarte, die zum Symbol der Sektion, dem "Fettmännken", gehört, ist in feiner Stickarbeit Faettmännkes als erstes Wort im Sektionsnamen zu lesen. Die Schreibung Noahdriever steht neben den Formen Nahdriever und Nohdriewer.

In dieses Wörterbücher der Hochsprache ist das Wort Fettmännchen oder Fätmännken weder in der einen noch in der anderen Form aufgenommen.

Wer auf der Suche nach Wörtern, die ähnlich wie Fettmännchen lauten, Mundwörterbücher, Wörterbücher zu Fachsprachen und Lexika einsieht, findet verschiedene Bedeutungen für Wörter, die dem ersten Wort des Sektionsnamens in der Lautung ähnlich sind. [...]

Wie kommt es nun aber zum Sektionsnamen Faetmännkes Nohdriwer? Fettmännchen waren bekannt als kleine ½-Stüber-Münzen. Münzen dieses Namens waren im Verkehr vom Ende des 16. Jahrhunderts bis in das beginnende 19. Jahrhundert im Niederrheinischen (Kleve), im Westfälischen und vermutlich auch in Ostfriesland als Einheit der Stüber. Ihr Name scheint motiviert durch die Groningschen übliche Bezeichnung einer Münze als "Magermännchen". Das veranlaßte wohl die Präger der Fettmännchen dazu, das Feingewicht eines Fettmännchen von 0,217 g Silber (16. Jh.) auf 0,122g Kupfer (Beginn des 19. Jh.) "abzumagern".



In niederrheinischen Landen waren darüber hinaus die Fettmännchen zwar noch nicht als Made in Germany bekannt; wohl aber hieß die Made in Äpfeln Fettmännchen. Nicht beschränkt auf diesen Raum blieben andere Fettmännchen, die sich im Rest der Welt einiges Ansehen und große Beliebtheit "erblühten". Es handelt sich dabei um eine Gattung der in Europa und Nordamerika gedeihenden Valerianazeen, deren Kennzeichen die bläulich weiße Blühte ist. Der Valerianellae, Rapünzchen, Rabinschen oder Fettmännchen werden 10-20 cm hoch und sind angeblich "zerstreut behaart". Sie verdienen sogar, zu den Gemüsepflanzen gezählt zu werden. Wenn Fettmännchen in Gemüsegärten kultiviert werden, gelten sie als delikate Salatpflanze und werden von Feinschmeckern als Mädchensalat genossen. Sind die Fätmännkes eine Gruppe von Vegetariern mit Vorliebe für Mädchensalat oder Numismatiker mit Madenkomplex? [...]

Die Vettmännchens-Kampagnie, wie sie 1928 genannt wurde, und ihre Nohdriever "mache Fät", wie der Rheinländer sagen würde. Angetrieben von denen, die ihnen nachlaufen, vor ihnen die Nachzügler, die sie dem Zug nachtreiben, treiben sie ihre Späße, ihre Fät am Schluß des Zuges.

Die Fätenmacher oder Fättmännkes mit ihren Noahdrievern als letzte, aufgelöste Formation des Festumzuges; genannt die Fättmannkes Noahdriever. Wer hätte an ihnen nicht seinen Spaß? Nicht weniger erheiternd mag es gewesen sein, wenn eine landläufige Erklärung zutreffe. Demnach versteht man unter Fettmännken oder Fättmännken die liebevolle Bezeichnung einer stark angetrunkenen Person. Vergleichbar einer heute üblichen Metapher "dick" für "betrunken", "dicke sein" für "betrunken sein", gebraucht man das Wort "fett". Das Wort, das den reichliche Nahrungsaufnahme zurückführbaren Körperzustand bezeichnen kann, wird zur Bezeichnung des Zustandes gebraucht, der durch den Genuß festlicher Lebensmittel verursacht wird.

Fettmännkes also erfordern Nachtreiber, damit der ganze Zug das Ziel erreichen kann. So erklärte sich die Regel, nach der die Fättmännkes Noahdriever die letzte Gruppe des Festzuges darstellen. Die Wahl eines Weinfasses mit einem daraufsitzendem Mann spricht für das Selbstbewusstsein derer, die als Sektion die alldreijährliche Darstellung dieser Gruppe "auf sich nehmen".

Josef Fittkau