Entstehung des Bürgersöhne-Aufzuges
Aus der Geschichte ist überliefert, dass im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts schwere und langanhaltende Fehden um den Besitz der Stadt Lingen ausgetragen
wurden. Bei einer dieser Belagerungen muss die männliche Bevölkerung fast aufgerieben worden sein. In dieser Notzeit hat man wohl die jungen und ledigen Bürgersöhne zum Schutze der Heimat auf die
Wälle gerufen. Sie nannten sich "Die Kivelinge". [Die Entstehung der Bezeichnung "Kiveling" ist nicht einwandfrei geklärt. Die verschiedenen Versionen der Heimatforscher sind: Kiveling - cives
Lingensis - Bürger Lingens. Sehr unwahrscheinlich, da der Charakter der Jungschar durch diese Bezeichnung nicht erklärt würde. Ferner: Kiveling = Diminutiv von cives, durch Mundart umgewandelt.
Diese Annahme wäre schon näherliegender. Schließlich: Ableitung von mittelhochdeutschen bzw. altniederländischen "kieven" = kämpfen, streiten, also Kämpfer Lingens. Diese Lesart ist am
wahrscheinlichsten.] Das Kompagniebuch der Kivelinge aus dem Jahre 1786 sowie einige andere Aufzeichnungen und überkommene Berichte geben für dieses Ereignis das Jahr 1372 an. Die
kulturhistorisch wertvollen und zahlreichen Ehrenzeichen und Ketten der Kivelinge aus vielen Jahrhunderten, unter denen ein kleiner silberner Vogel nach Ansicht von Sachverständigen eine Arbeit
um etwa 1400 darstellt, sind einwandfreie Zeugen der alten Geschichte dieser Vereinigung. Das alte Lied der Kivelinge vermeldet, dass die junge Schar Stadt und Wälle mit Löwenmut verteidigt habe.
Es besteht die Annahme, dass aus diesem Grunde, in das ursprünglich nur drei Türme zeigende Stadtwappen, die beiden Löwen aufgenommen wurden. Aus diesen Kivelingen bildete sich später eine
bewaffnete und später wehrpflichtige Mannschaft, die "Burgerzoons-Schöttery", eine Einrichtung der Stadt Lingen, die der Obrigkeit gehorsam schuldete. Aus dem im alten Kompagniebuch verzeichneten
sogenannten "Wetten", die in altniederländisch abgefasst sind, geht hervor, dass die Mitglieder in strenge Pflicht genommen wurden. Die Offiziere wurden vom Magistrat ernannt und vom Landdrost
bestätigt und mit Privilegien ausgestattet. Hierüber sind noch Bestallungsurkunden im Original vorhanden. Die Burgerzoons-Schöttery bestand in dieser Form etwa bis zum Schleifen der Festung
Lingen im Anfang des 18. Jahrhunderts. Aus ihr ging der heutige Bürgersöhne-Aufzug hervor, der sich bis in die Jetztzeit erhalten hat. Er ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine der ältesten
bestehenden heimatlichen Vereinigungen unseres Vaterlandes.
Kivelinge heute
Der Kivelingsverein besteht heute aus ca. 300 Lingener Junggesellen. Er wird geführt durch den Kivelingsvorstand, der aus dem Kommandeur, drei Kapitänen, dem
Schriftführer, dem Kassenwart, vier Ehrenmitgliedern sowie dem König besteht. Pro Jahr wird eine Generalversmammlung auf der Wilhelmshöhe abgehalten. Dies ist traditionell der erste Samstag eines
Jahres. Lediglich in den Jahren des Kivelingsfestes wird vor Pfingsten zu einer außerordentlichen Versammlung einberufen.
Dem Verein untergeordnet sind elf Sektionen. Diese halten zumeist im monatlichen Tournus eine Versammlung ab. Sie haben jeweils einen eigenen Sektionsvorstand. Die Namen
der Kivelingsektionen haben unmittelbar etwas mit der Lingener Stadtgeschichte zu tun und haben häufig, wie bei den Fättmännkes, eine lange Tradition. Die Sektionen nennen sich im
einzelnen:
Offizielle Lieder der Kivelinge ist das [Kivelingslied] sowie der [Kivelingsmarsch].